Wie wirken Medikamente auf das Baby?


Medikamente, die während der Schwangerschaft eingenommen werden (beispielsweise Schmerzmittel bei Halsbeschwerden), haben auch Einfluss auf das Kind im Mutterleib. Um zu verstehen, wie es dazu kommt, ist es hilfreich, die Verbindung zwischen mütterlichem und kindlichem Blutkreislauf genauer zu betrachten.

Während der Schwangerschaft wird das Baby über die Plazenta (auch Mutterkuchen genannt) und die Nabelschnur mit Sauerstoff und Nährstoffen aus dem mütterlichen Blut versorgt. Zudem gelangen Antikörper (Immunglobulin G) zum Baby, die dafür sorgen, dass es in den ersten Monaten nach der Geburt vor fast allen Erkrankungen geschützt wird, gegen die auch seine Mutter immun ist (Nestschutz) Die genaue Dauer dieser Immunität variiert von Kind zu Kind zwischen etwa 3 und 9 Monaten.1 Doch nicht nur positive Substanzen gelangen zum Baby, auch schädliche Stoffe, beispielsweise aus Medikamenten, passieren die sogenannte Plazentaschranke und gehen in den Organismus des Babys über.

Was ist die Plazentaschranke?

Die Plazenta stellt eine Art Gewebefilter, also eine Schranke, zwischen dem kindlichen und dem mütterlichen Blutkreislauf dar. Innerhalb dieses Filters, der aus mehreren Schichten besteht, findet der Stoffaustausch der beiden Blutkreisläufe statt. Sauerstoff und Nährstoffe beispielsweise gehen aus dem mütterlichen Blut in das des Kindes über, während umgekehrt Stoffwechselendprodukte (zum Beispiel Harnstoff) aus dem Blut des Kindes herausgefiltert und über den Kreislauf der Mutter abtransportiert werden.

Während früher davon ausgegangen wurde, dass die Plazentaschranke den kindlichen Organismus vor jeglichen Schadstoffen schützt, weiß man heute, dass beispielsweise spezielle Viren (wie das Rötelnvirus), Alkohol oder chemische Wirkstoffe (aus Arzneimitteln) die Plazentaschranke teilweise überwinden können.2

Medikamente wirken auf das ungeborene Baby ganz anders als auf einen Erwachsenen. Je nach Inhaltsstoffen des Präparates und Entwicklungsstadium des Fötus, kann die Einnahme daher sehr schädlich sein (und beispielsweise zu Fehlbildungen führen)

Gleiches gilt auch, wenn Säuglinge gestillt werden. Die meisten Medikamentenwirkstoffe treten in die Muttermilch über — in vielen Fällen jedoch in so geringer Dosis, dass sie die Gesundheit des Babys nicht beeinträchtigen.3 Trotz allem sollte sowohl in der Schwangerschaft als auch in der Stillzeit vor der Anwendung von Arzneimitteln immer mit einem Arzt oder Apotheker Rücksprache gehalten werden.

Vorsicht bei guten Ratschlägen

Schwangere oder stillende Mütter suchen häufig Rat in Internet-Foren oder im Familien- beziehungsweise Freundeskreis. Gerade jedoch, wenn es um Medikamentenwirkstoffe, deren Risiko oder andere medizinische Sachverhalte geht, kommt es häufig zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen. Achten Sie daher darauf, erhaltene Informationen in jedem Fall zu überprüfen und sich bei Ihrem Gynäkologen oder Kinderarzt rückzuversichern.

Geeignete Medikamente gegen Halsschmerzen für Schwangere und Stillende


Halsschmerzen selbst sind in der Regel weder für Mutter noch Kind gefährlich. Sie entstehen meist im Rahmen einer Erkältung oder Grippe und bringen neben den Halsbeschwerden auch Husten, Schnupfen oder Fieber mit sich. Zur Behandlung stehen eine Reihe von sogenannten lokalen Rachentherapeutika zur Verfügung. Diese wirken beispielsweise

  • desinfizierend (töten Krankheitserreger ab) oder
  • lokalanästhetisch (betäuben Schmerzen)

Erhältlich sind sie unter anderem als Gurgellösungen, Halsschmerztabletten oder Rachen-Sprays. Welche der Arzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit geeignet sind, ist abhängig vom enthaltenen Wirkstoff. Selbst bei freiverkäuflichen oder rein pflanzlichen Medikamenten ist Vorsicht geboten. Sollten Sie schwanger sein oder stillen, teilen Sie dies Ihrem Arzt oder Apotheker mit — er empfiehlt Ihnen geeignete Präparate. Sind die Beschwerden nicht allzu stark, können zudem verschiedene Hausmittel eine sinnvolle Alternative darstellen.

Sie leiden unter besonders starken Halsschmerzen?

Bei sehr belastenden Schmerzen im Hals (beispielsweise im Rahmen einer Grippe) gilt die Einnahme des Schmerzmittels Paracetamol in jeder Phase der Schwangerschaft und Stillzeit als relativ risikoarm. Zu diesem Wirkstoff liegen besonders viele Erfahrungswerte vor und er kann im üblichen Dosisbereich zur Bekämpfung von Schmerzen und Fieber eingesetzt werden.4 Halten Sie jedoch, vor allem auch bei der Einnahme über einen längeren Zeitraum hinweg, immer Rücksprache mit Ihrem behandelnden Mediziner.

Liegt eine bakterielle Infektion als Ursache der Halsschmerzen vor, hat der Arzt zudem die Möglichkeit, ein Antibiotikum zu verschreiben. Ausgewählte Präparate dürfen auch in der Schwangerschaft und während des Stillens eingesetzt werden.

Tipp: Nehmen Sie Medikamente möglichst einige Stunden vor der nächsten Stillmahlzeit ein. Gelingt dies nicht, können stillende Frauen die Milch auch vor der Medikamenteneinnahme abpumpen und zur nächsten Mahlzeit im Fläschchen verabreichen.3

Hausmittel bei Halsschmerzen in Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangere Frauen und stillende Mütter können auf viele bewährte Hausmittel zurückgreifen, die bei Halsschmerzen sehr gut helfen können. Die Klassiker sind Tee, Gurgellösungen und Halswickel.

Geeignete und ungeeignete Teesorten

Warmer Tee kann den gereizten Rachen beruhigen und sich so positiv auf die Halsschmerzen auswirken. Zudem befeuchtet er die Schleimhäute in Mund sowie Hals und schützt diese vor Austrocknung — ein wichtiger Faktor in Bezug auf die Heilung. Je besser durchfeuchtet die Schleimhaut ist, desto erfolgreicher kann sie sich gegen Krankheitserreger zur Wehr setzen (werden Schleimhäute zu trocken, ist ihre Selbstreinigungsfunktion gestört und Erreger können leichter eindringen).

Jedoch ist nicht jede Teesorte für Schwangere und Stillende geeignet. Grüner und schwarzer Tee beispielsweise können aufgrund des enthaltenen Koffeins anregend wirken. Der Herzschlag beschleunigt sich und auch das Nervensystem wird aktiviert — beim Fötus sogar noch etwas länger als bei der werdenden Mutter, da sein Organismus die Substanzen langsamer abbaut. Koffeinhaltiger Tee sollte daher, ebenso wie Kaffee, nur in Maßen genossen werden.

Vorsicht ist auch bei Teesorten wie Pfefferminze und Salbei geboten. Ihnen wird nachgesagt, in größeren Mengen eine stimulierende Wirkung auf die Gebärmutter zu haben (was vorzeitige Wehen nach sich ziehen kann) oder in der Stillzeit die Milchbildung zu hemmen. Doch es gibt auch viele Teesorten, die als geeignet für schwangere und stillende Frauen gelten. Hierzu zählen:

  • Fencheltee
  • Früchtetee (vor allem milde Sorten wie Hagebutte und Hibiskus)
  • Rooibostee
  • Kräutertee (hier gibt es sogar spezielle Mischungen für Schwangere)

Um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden, empfiehlt es sich, Tee generell eher in Maßen zu trinken. Bei der Wahl geeigneter Teesorten sind die Hebamme, der Gynäkologe und der Apotheker gute Ansprechpartner.

Auch Gurgeln kann helfen

Gurgeln befeuchtet die Schleimhäute und wirkt, je nach Gurgellösung, desinfizierend. Die verwendete Flüssigkeit gelangt dabei auch in Rachenbereiche, die durch das Lutschen von Halspastillen nicht erreicht werden und kann sich so positiv auf Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und anhaltenden Hustenreiz auswirken. Gurgeln können Schwangere und stillende Mütter beispielsweise mit:

  • Salzwasser
  • Salbeitee
  • Thymiantee

Welche Art von Gurgellösung verwendet wird, hängt zum einen von persönlichen Vorlieben ab, zum anderen kann aber auch der behandelnde Arzt ein spezielles Präparat aus der Apotheke empfehlen.

Bewährtes Hausmittel gegen Halsschmerzen: Halswickel

Auch Halswickel sind ein bewährtes Hausmittel zur Linderung von Halsschmerzen. Durch die rein äußerliche Anwendung nehmen die Wickel keinen Einfluss auf das Baby und können daher von Schwangeren wie auch Stillenden für gewöhnlich bedenkenlos angewandt werden. Zu unterscheiden sind warme und kalte Wickel:

  • Warme Wickel: Sie sorgen für Wohlbefinden, regen die Durchblutung im Hals an und unterstützen gegebenenfalls die Schleimlösung. Zubereitet werden können sie beispielsweise mit warmem Wasser oder Tee sowie mit gekochten Kartoffeln.
  • Kalte Wickel: Einige Betroffene empfinden kühle Wickel als wohltuend, gerade bei Schluckbeschwerden. Als Mittel der Wahl für den Halswickel gilt hier in der Regel Quark.

Homöopathie in Schwangerschaft und Stillzeit

Viele Frauen, die während der Schwangerschaft oder des Stillens bestmöglich auf chemische Arzneimittel verzichten wollen, greifen auf die Homöopathie zurück. Diese bietet auch bei Halsschmerzen eine große Auswahl an Präparaten. Welche davon in Ihrem speziellen Fall geeignet sind, erfahren Sie von Ihrem behandelnden Heilpraktiker.

Verhaltenstipps bei Halsschmerzen in Schwangerschaft und Stillzeit


Neben den gängigen Hausmitteln und Medikamenten gibt es noch ein paar zusätzliche Tipps, die dafür sorgen können, dass die Halsschmerzen sich nicht verschlimmern:

  • wärmen Sie den Hals mit einem Schal
  • verzichten Sie auf scharfe Speisen
  • vermeiden Sie körperliche Anstrengung
  • verhindern Sie Zugluft
  • lutschen Sie Bonbons (zum Beispiel mit Isländisch Moos)
  • sorgen Sie für eine gut befeuchtete Raumluft
  • achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Schwangere sollten etwa 1500 Milliliter täglich trinken, Stillende rund 1700 Milliliter)5

Um das Ansteckungsrisiko des Babys (mit beispielsweise einer Erkältung) während der Stillzeit so gering wie möglich zu halten, sollten Mütter sich regelmäßig gründlich die Hände waschen. Vor allem vor dem Füttern oder Windelwechsel sowie nach dem Naseputzen. Außerdem ist es sinnvoll, immer in ein Taschentuch oder in die Ellenbeuge zu niesen oder zu husten, anstatt in die Hände — so können Erreger weniger leicht verbreitet werden.

Das Abstillen aufgrund einer Erkältung mit Halsschmerzen ist nicht empfohlen — über die Muttermilch werden wertvolle Antikörper, die der mütterliche Organismus bereits gebildet hat, auf das Kind übertragen.6

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Barbara Ward Barbara Ward ist freie Autorin der Redaktion. Sie studierte Medienwissenschaften und Journalismus in Köln und Berlin. In Gesundheitsfragen kennt sie sich aus, denn sie schreibt schon seit vielen Jahren für Fachverlage, Medizin-Websites und Krankenversicherungen. Eine ausgewogene Perspektive und fundierte Recherche liegen ihr im Sinne der Leser besonders am Herzen. Barbara Ward Autorin kanyo® mehr erfahren
Jana Welsner Zellfunktionen, Organsysteme und Krankheitsbilder – schon lange bevor Jana Welsner ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte, zog die Funktionsweise des menschlichen Körpers sie in ihren Bann. Nach einer Ausbildung zur Sanitätshelferin und dem Studium des vorklinischen Abschnitts der Humanmedizin entschloss sie sich, Interesse und Leidenschaft zu kombinieren. Seit 2017 arbeitet sie nun bei kanyo® und beschäftigt sich dabei täglich mit dem weiten und spannenden Feld der Gesundheitslehre und Heilkunde. Jana Welsner Medizinredakteurin und Lebensmitteltechnologin kanyo® mehr erfahren
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