Ansteckungsgefahr durch Küssen und Sex bei Erkältung


Eine Erkältung (grippaler Infekt) wird durch Erkältungsviren ausgelöst. Diese sind auf zwei Arten von einem Menschen zum anderen übertragbar:

  • Tröpfcheninfektion: Beim Husten, Niesen oder Sprechen werden kleinste Speicheltropfen abgegeben und Viren finden darüber ihren Weg zum Gegenüber.
  • Schmierinfektion: Wer in die Hand hustet oder niest und anschließend einen Gegenstand anfasst, verteilt so ebenfalls Erreger. Diese können durch Berührung des Gegenstandes zu einem neuen Besitzer gelangen.

Da Viren im Rahmen der Tröpfcheninfektion über den Speichel übertragen werden, ist Küssen bei einer Erkältung also nicht ratsam – oder? Das ist noch nicht eindeutig geklärt. Es gibt Experten, die davon ausgehen, dass Küssen weit weniger ansteckendsein könnte als vielleicht im ersten Moment gedacht. Die Annahme dahinter: Die Viren kommen zwar durch das Küssen in den Mund des Gesunden, gelangen von dort aus aber gemeinsam mit dem Speichel in den Magen und werden von der dortigen Magensäure unschädlich gemacht.1 Ob das wirklich funktioniert, ist jedoch nicht vollständig erwiesen. Einige Quellen sehen im Küssen durchaus eine erhöhte Ansteckungsgefahr für eine Erkältung, da Viren durch den Mund nicht nur in den Magen, sondern auch in die oberen Atemwege (Rachenraum) geraten und sich dort einnisten können.

Beim Sex während der Erkältung ist es ähnlich kompliziert. Zwar ist der Akt an sich unproblematisch – da Erkältungsviren nicht über Geschlechtsverkehr verbreitet werden – das "Drumherum" kann es aber durchaus sein. Enger Körperkontakt, sanfte Berührungen, gegenseitiges Anatmen und Co. bieten optimale Voraussetzungen für eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion. So ist es denkbar, dass Sex das Übertragungsrisiko erhöht.

Wie lange ist eine Erkältung ansteckend?

Die Ansteckungsdauer bei einer Erkältung ist verschieden und beispielsweise von der Stärke des eigenen Immunsystems und dem individuellen Krankheitsverlauf abhängig. Als ungefährer Anhaltspunkt gilt ein Zeitraum von einer Woche nach Auftreten der Symptome.2

Wie schütze ich meinen Partner vor einer Ansteckung?


Um Ihre bessere Hälfte vor den Erkältungsviren zu bewahren, empfehlen sich vor allem allgemeine Hygienemaßnahme. Dazu gehören:

  • regelmäßiges, gründliches Waschen der Hände (etwa 20 bis 30 Sekunden lang), vor allem nachdem in die Hände gehustet oder geniest wurde3
  • Gebrauch von Einmaltaschentüchern, die nach der Benutzung sofort entsorgt werden
  • keine gemeinsame Verwendung von Geschirr, Trinkflaschen und Ähnlichem
  • richtiges Niesen, am besten in die Armbeuge und nicht in die Hand

Wer darüber hinaus auf Nummer sicher gehen möchte, beschränkt seine Zuneigungsbekundungen am besten auf ein schnelles Küsschen auf die Stirn oder Wange. Erst wenn die Symptome wie Husten, Halsschmerzen und Schnupfen vollständig abgeklungen sind, kann eine Ansteckungsgefahr beim Küssen und Sex vollständig ausgeschlossen werden.

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Kann man sich immer wieder gegenseitig anstecken?

Diese Frage ist schwer zu beantworten. Es gibt Forschungen, die darauf hinweisen, dass eine Zweit-Ansteckung von der Stärke des eigenen Immunsystems abhängt. So sollen Menschen mit einer sehr starken Immunabwehr in der Lage sein, Antikörper zu bilden, die sie vor einer erneuten Ansteckung mit dem Erkältungsvirus schützen. Bei Personen mit etwas schwächeren Immunsystem ist ein Infekt durch den gleichen Erreger demnach durchaus ein zweites Mal möglich. Allerdings sei gesagt, dass es über 200 verschiedene Erkältungsviren gibt (anders ist es beispielsweise bei der Grippe, deren Auslöser immer Influenza-Viren sind).4 Selbst wenn Antikörper gegen einen bestimmten Virus gebildet wurden, so ist eine erneute Erkrankung über eine der vielen anderen Virenarten weiterhin denkbar.

Helfen Küssen und Sex bei einer Erkältung?


Tatsächlich ist es so, dass Küssen sowie regelmäßiger Geschlechtsverkehr gut für unser Immunsystem und gesund sind. Der Austausch von (guten) Bakterien und Viren fordert die körpereigene Abwehr, was die vermehrte Bildung von Antikörpern zur Folge haben kann. Langfristig kann das die Immunabwehr stärken.

Küssen und Sex bringen jedoch noch weitere Effekte mit sich: So werden beispielsweise Herzschlag und Puls leicht beschleunigt, was für eine bessere Durchblutung sorgt. Gleichzeitig dient die Zuneigung durch den Partner dem Stressabbau und sorgt für mehr Entspannung.

Doch auch wenn das alles Gründe sind, die für häufiges Knutschen und Sex sprechen, während einer akuten Erkältung ist durch den Geschlechtsverkehr keine schnelle Besserung zu erwarten. Die positiven Wirkungen zeigen sich vielmehr erst auf lange Sicht. So kann ein gestärktes Immunsystem den Körper zukünftig weniger anfällig machen und Erkältungen vermeiden.

Fazit Sex und Küssen bei Erkältung: Erlaubt ist, was gefällt

Wir wissen, generell besteht eine Ansteckungsgefahr, wenn wir unserem Gegenüber mit einer Erkältung näherkommen. Muss daher auf Küssen und Sex während eines Infekts verzichtet werden? Frei nach dem Motto „erlaubt ist, was gefällt“ kann das jeder selbst entscheiden. Solange sich beide Partner gesundheitlich fit genug und wohlfühlen gibt es zumindest keine klaren Gründe, die dagegen sprechen.

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Pauline Zäh Bereits als Kind wusste Pauline Zäh, dass sie einmal Redakteurin werden wollte. Lesen und Schreiben waren schon immer ihre großen Leidenschaften. Während des Journalismus-Studiums spezialisierte sie sich im Bereich Medizin. Für sie ein besonders wichtiges Feld, denn Gesundheit geht jeden etwas an. Von 2019 bis 2021 war sie Teil von kanyo®. Pauline Zäh Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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